Herstellung von Zinngießformen mit Silikonkautschuk RTV/HB


Zinngießform für einen Kerzenteller

Hier zeigen wir Ihnen die wesentlichen Teiler einer Silikonkautschuk-Gießform aus hitzebeständigem Silikonkautschuk RTV/HB.

Besonders zu beachten ist der Einbau des Angusstrichters, Steigers, Windpfeifen und Zapfen zur Fixierung der beiden Formhälften.


Zinngießform für einen Cocker-Spaniel

Bitte beachten Sie bei diesem Beispiel die Anordnung der Steiger an den höchsten Punkten damit eine Entlüftung erfolgen kann. Bei dieser Form werden die beiden Formhälften durch eine Struckturierung der beiden Formhälften fixiert.


Mit Silikonkautschuk RTV/HB  lassen sich  - bedingt durch die sehr hohe Hitzebeständigkeit dieses Materials - Zinngießformen herstellen, mit denen bei sorgfältiger Handhabung viele Abgüsse gemacht werden können. Die Eignung zum Zinngießen resultiert aus der guten Wärmeleitfähigkeit dieses Silikonkautschuk-Typs.

Die Arbeitsweise bei der Formenherstellung ist die gleiche, wie auf der Anleitungsseite "Das Herstellen einer zweiteiligen Silikonkautschuk-Form" beschrieben wurde. Bei Zinngießformen müssen, abweichend von der bekannten Technik, Angußöffnung, Steiger und Windpfeifen angebracht werden; diese werden mit einem Linoleumschnittwerkzeug oder einem Taschenmesser, nach der Fertigstellung der Form, eingeschnitten.

Anguß

ist der Punkt, an dem das Gießmetall eingefüllt wird. Der Angußtrichter soll möglichst hoch liegen und keilförmig ausgebildet sein. Die Verbindung zum Gießteil soll nicht stärker als das Gießteil selbst sein, das Gießmetall muss schnell und ohne große Verzögerung in die Form einfließen können.

Steiger

sind röhrenartig ausgebildete Kanäle mit ca. 3 mm Durchmesser, in denen das Gießmetall hochsteigen kann, wodurch eine bessere Befüllung der Gießform erreicht wird.

Windpfeifen 

sind zusätzliche, kleine Belüftungskanäle, die dort angebracht werden, wo ein Luftstau die vollständige Befüllung der Form verhindert.

Wesentlich für die Funktion einer Zinngießform ist, dass Anguß, Steiger und Windpfeifen an der richtigen Stelle sitzen. Die oben gezeigten Abbildungen verdeutlichen am Beispiel eines Hundes und eines Kerzenhaltertellers wie Anguß und Steiger zu setzen sind.

Grundsätzlich gilt folgende Regel :  Der Anguß soll möglichst weit oben an dem zu gießenden Teil angesetzt werden, damit die Form beim Gießen einwandfrei füllt. Wenn, wie am Beispiel der abgebildeten Hundegießform, Silikonkautschuk eingespart werden soll, kann der Anguß auch einmal tiefer sitzen. In diesem Fall ist jedoch darauf zu achten, dass der Angußtrichter mit dem obersten Punkt in jedem Fall um einiges höher liegt, als der höchste Punkt des zu gießenden Objektes. Der Anguß muss immer bis obenhin mit Gießmetall gefüllt werden, damit der dadurch entstehende Druck für eine gute Füllung der Form sorgt.

Die Steiger müssen immer dort angebracht werden, wo ein eventueller Luftstau die einwandfreie Füllung der Form verhindern könnte. Es empfiehlt sich, erst nach einem Gießversuch dort die Steiger anzuschneiden, wo eine ungenügende Füllung der Form vorhanden ist.

Ein Tempern der Gießform verbessert deren Hitzebeständigkeit. Bei einer Lagerung der hergestellten Gießformen über einen Zeitraum von 6-7 Tagen ist die Vulkanisation des Silikonkautschuks jedoch soweit abgeschlossen, dass auf ein nachträgliches Tempern verzichtet werden kann.

Die Formenhälften werden, je nach Größe der Form, mit geeigneten Gummibändern oder mit Spannklammern zusammengehalten. Es ist zweckmäßig (bei zweiteiligen Formen), zur Versteifung passende Hartfaserplatten auf die beiden Außenflächen der Form aufzulegen. Es muss darauf geachtet werden, dass die Form nicht zu sehr zusammengedrückt wird; der Druck soll nur so groß sein, dass das Gießmetall nicht aus der Form herausläuft.

Sollen sehr dünnwandige Gießteile, z.B. kleine Teller, Untersetzer oder ähnliches, abgeformt werden, so ist es in vielen Fällen notwendig, dass diese vor dem Abformen in der Wandung etwas dicker gemacht werden (Aufkleben von Karton oder Aufmodellieren mit Plastilin-Modelliermasse ), da sonst unter Umständen der Zinnguss nicht gelingt. Stellt sich nach dem ersten Versuch heraus, dass das Gießteil an einigen Stellen zu dünnwandig ist, bzw. die Form dort nicht füllt, kann mit Schmirgelleinen die Silikon-Kautschuk-Form an den betreffenden Stellen durch einfaches Abschmirgeln erweitert werden. Man beginnt mit einer Körnung 100, anschließend 240, zum Schluss schleift man mit Körnung 320 glatt.

Beim Zinngießen in Silikonkautschuk-Formen ist es sehr wichtig, dass das Gießmetall die richtige Temperatur hat: die Silikonkautschuk-Form sollte ebenfalls bereits etwas warm sein. In vielen Fällen, besonders bei dünnwandigen Teilen, gelingt, da die Form vielleicht noch zu kalt ist, oft erst der zweite Guss. Nach ca. 5-10 Gießvorgängen, je nach Größe des Gießteiles, wird die Silikonkautschuk-Form so heiß, dass dadurch ebenfalls Fehlgüsse resultieren können. Es empfiehlt sich, die Form in diesem Falle etwas abkühlen zu lassen und dann erst weiterzugießen.

Das Zinngießen erfordert einige Erfahrung, ganz besonders bei selbst hergestellten Formen; bei einiger Übung kann man sich diese jedoch schon nach kurzer Zeit aneignen. Fehlergebnisse nach den ersten Versuchen sind kein Grund, dieses schöne Hobby aufzugeben, auch Meisterzinngießern gelingt nicht jeder Guss auf Anhieb.

ACHTUNG !

Um die Haltbarkeit zu verbessern sowie eine Einweichung zu verhindern, sollte mit dem ersten Guss mindestens 1 Woche gewartet werden.